Der Bundesgerichtshof hat in seinem Beschluss vom 15.04.2025 (Az. VIII ZR 300/23) entschieden, dass bei der Vermietung einzelner Zimmer einer Wohnung durch separate Mietverträge, aber nur einem gemeinsamen Strom- und Gaszähler, die Energieversorgung in der Regel an den Vermieter gerichtet ist, wenn kein schriftlicher Vertrag besteht. Im konkreten Fall hatten einzelne Mieter Zimmer in einer Wohnung gemietet, die Gemeinschaftsräume genutzt, aber nur die gesamte Wohnung hatte einen Zähler für Strom und Gas. Daneben gab es keinen separaten Vertrag mit den einzelnen Mietern. Der BGH hat in diesem Fall entschieden, dass sich das Angebot des Energieversorgers an den Vermieter richtet und nicht direkt an die einzelnen Mieter oder die Gesamtheit der Mieter. Das Gericht stellte fest, dass die Verbrauchsdaten den [...]
Die relevanten Abläufe für den Stromlieferantenwechsel sind in den GPKE-Festlegungen der Bundesnetzagentur festgelegt, wobei § 20a Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) die rechtliche Grundlage bildet. Bisher durfte der gesamte Prozess für den Lieferantenwechsel maximal drei Wochen in Anspruch nehmen. Ab dem 01.06.2025 wird jedoch eine schnellere Abwicklung gefordert. Zu diesem Zweck wurde in § 20a Abs. 1 EnWG folgender Satz ergänzt: „Ab dem 1. Januar 2026 muss der technische Vorgang des Stromlieferantenwechsels binnen 24 Stunden vollzogen und an jedem Werktag möglich sein.“ Diese Ergänzung im EnWG erfolgte jedoch nicht erstkurzfristig, sondern wurde durch das „Gesetz zur Umsetzung unionsrechtlicher Vorgaben und zur Regelung reiner Wasserstoffnetze im Energiewirtschaftsrecht“ am 27.01.2021 eingeführt. Die neue, schnellere Wechselfrist entspricht dabei den Vorgaben aus Art. 12 Abs. [...]
Die Verschwiegenheitspflicht von Aufsichtsratsmitgliedern kommunaler Unternehmen steht seit jeher in einem Spannungsverhältnis zur Berichtspflicht gegenüber den kommunalen Vertretungsorganen. Die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts (BVerwG) vom 18. September 2024 stellt nun eine bedeutende Weichenstellung dar, die das öffentliche Interesse an Transparenz und demokratischer Kontrolle stärkt. 1. Wesentliche Inhalte der BVerwG-Entscheidung Im konkreten Fall hatten Fraktionen des Stadtrats Mönchengladbach vom Oberbürgermeister Einsicht in Unterlagen einer Aufsichtsratssitzung einer Aktiengesellschaft (X-AG) gefordert, an der die Stadt mittelbar beteiligt ist. Der Oberbürgermeister, selbst Mitglied dieses Aufsichtsrats, verweigerte die Einsicht mit Verweis auf seine gesellschaftsrechtliche Verschwiegenheitspflicht. Das Bundesverwaltungsgericht entschied zugunsten der klagenden Fraktionen und stellte klar, dass die Verschwiegenheitspflicht gemäß § 394 Satz 1 Aktiengesetz (AktG) für Aufsichtsratsmitglieder, die auf Veranlassung einer Gebietskörperschaft in den [...]
1. Einführung: Das MoPeG und die Reform des Personengesellschaftsrechts Bereits zum 1. Januar 2024 ist das Gesetz zur Modernisierung des Personengesellschaftsrechts (MoPeG) in Kraft getreten. Diese Reform zielt darauf ab, die rechtlichen Rahmenbedingungen für Personengesellschaften – insbesondere die GbR, OHG und KG – zu modernisieren und an wirtschaftliche Bedürfnisse anzupassen. Eine zentrale Änderung betrifft die Übertragung von Kommanditanteilen, insbesondere die Haftung des Erwerbers. Hierfür wurde § 176 Abs. 2 HGB neu gefasst, um mehr Rechtssicherheit zu schaffen und die Übertragung von Kommanditbeteiligungen zu erleichtern. 2.Die alte Regelung des § 176 Abs. 2 HGB Bis zur Reform galt eine unklare Haftungsregelung für den Erwerber eines Kommanditanteils. Nach der bisherigen Fassung von § 176 Abs. 2 HGB war umstritten, ob der neue Kommanditist für bestehende Verbindlichkeiten des Veräußerers haftet [...]
Am 31. Januar 2025 hat der Bundestag umfangreiche Änderungen im Energierecht beschlossen, die insbesondere das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) betreffen. Diese Neuregelungen haben weitreichende Auswirkungen auf Anlagenbetreiber und Netzbetreiber. In diesem Blogbeitrag geben wir Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Änderungen und deren praktische Bedeutung. 1. Überbauung von Netzverknüpfungspunkten und Cable Pooling Eine der zentralen Neuerungen ist die gesetzliche Regelung zur Überbauung von Netzverknüpfungspunkten gemäß § 8a EEG 2023. Bisher führten fehlende Netzanschlusskapazitäten oft zu langen Wartezeiten, bevor Erneuerbare-Energien-Anlagen oder Speicher ans Netz angeschlossen werden konnten. Mit der neuen Regelung wird nun ein rechtlicher Rahmen geschaffen, um diese Engpässe zu überwinden. Was bedeutet Überbauung? Bei der Überbauung übersteigt die installierte Leistung der angeschlossenen Anlagen die vorhandene Kapazität am Netzverknüpfungspunkt. Dieses Verfahren [...]
In der zu Ende gehenden Legislaturperiode zeichnet sich nun doch noch die Verabschiedung einiger Energievorhaben ab. Neben wichtigen Themen wie der Bioenergie-Förderung und Änderungen im Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG) sticht besonders eine geplante Anpassung des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) hervor, die gerade für Stadtwerke eine hohe Relevanz hat: Die Verlängerung der Übergangsregelung für sogenannte "De-minimis-Unternehmen" beim Betrieb von Ladesäulen. Was besagt die De-minimis-Regelung? Die Regelung geht auf europäisches Recht zurück und ist in Artikel 3 der EU-Richtlinie 2019/944 über gemeinsame Vorschriften für den Elektrizitätsbinnenmarkt verankert. Nach § 7c Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) ist es Netzbetreibern grundsätzlich untersagt, Ladepunkte zu besitzen oder zu betreiben, um eine klare Trennung zwischen Netzbetrieb und Vertrieb (Entflechtung) sicherzustellen. Allerdings wurde für kleinere Netzbetreiber, die weniger als 100.000 Kunden an ihr [...]